Trilobit des Monats Februar 2008


Metacryphaeus (Eldredgeia) cf. venustus (WOLFART, 1968) (Phacopida; Calmoniidae)

Mitteldevon (Givetium), Departamento La Paz, Bolivien

Sammlung: Klaus Bartl

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Metacryphaeus (Eldredgeia) venustus

Fundort: Sicasica Formation, bei Tikani, Estación de Bombeo, Departamento La Paz, Bolivien
Aus dem Mitteldevon (Givetium) von Bolivien sind schon seit langer Zeit interessante Trilobiten wissenschaftlich beschrieben worden. Diese Fossilien können in Konkretionen gefunden werden. Solche knollenartigen, meist harten Steine sind durch die Anwesenheit des eingebetteten Tierkörpers entstanden - Konkretion und das Fossil darin bedingen sich gegenseitig. Der hier gezeigte Metacryphaeus (Eldredgeia) cf. venustus (WOLFART, 1968) kommt relativ häufig vor, allerdings sind vollständig erhaltene Stücke eher selten. Meistens ist der komplette Rand des Pygidiums mit den spitzen Anhängen verloren. Dieses Exemplar, etwa 48 mm lang, ist erfreulich vollständig, auch das Negativ (die andere Hälfte der Konkretion) befindet sich in der Sammlung. Der Trilobit ist zwar beim Aufschlagen der Konkretion entzwei gegangen und mußte mehrfach geklebt werden, jedoch sind die Details vorzüglich - auch die schizochroalen Augen, die sich im Negativ ebenfalls präzise erkennen lassen. An den Augen kann man ca. 20-22 senkrechte Reihen zählen, mit maximal 7-8 Linsen. Der gesamte Körper liegt nur gerinig durchgebogen in "Hohlkreuzlage". Am Pygidium sind die Anhänge weitgehend vorhanden, leider ist die mittlere Spitze nicht exakt definiert. Eine auffällige Pustulierung überzieht den gesamten Panzer und auch die Pygidialanhänge. Der vordere Rand des Cephalon ist nicht rund, sondern läuft leicht spitz zu - eventuell handelt es sich sogar um eine andere als die genannte Art (Eldredgeia eocryphaea CARVALHO et al., 2003) ?. Neben der Vielfalt anatomischer Details des Trilobiten ist an dem Fossil auch noch ein mineralisches Glitzern winziger Kristalle zu sehen. An manchen Stücken (allerdings nicht an diesem) kann man sogar metallisch glänzende Anlauffarben in Rot und Grün erkennen. Alles in allem eine bemerkenswerte fossile Erhaltung. Es wird berichtet, daß diese Konkretionen vor Ort recht häufig als Fälschungen (Abgüsse, hergestellt aus "Ton" bzw. einer Mixtur von Schlamm- & Kuh-Dung) an Touristen verkauft worden seien. Vereinzelt findet man sogar im Fossilienhandel diese nachgemachten Bolivientrilobiten, die dann wahrheitsgemäß als Fälschung/Imitation deklariert sind (ohne Angabe der "Rezeptur"). An solchen einfachen Abformungen sind die außergewöhnlich feinen Oberflächendetails natürlich nicht zu erkennen, die dieses Originalfossil so sehenswert machen.
Foto und Text: Klaus Bartl