Trilobit des Monats Januar 2007


Chotecops sp. [Chotecops ferdinandi (KAYSER, 1880)] (Phacopida; Phacopidae)

Unterdevon (oberes Siegenium bis mittleres Unteremsium), Bundenbach, Hunsrück

Sammlung: Klaus Bartl

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Chotecops sp.

Fundort: Bundenbach, Hunsrück, Deutschland
Unser Trilobit des Monats Januar im neuen Jahr 2007 ist ein Trilobit mit Pseudoweichteilerhaltung aus den Bundenbach-Schiefern. Die Konservathorizonte in den Dachschiefern von Bundenbach gehören zu den wenigen Lokalitäten, an denen Trilobiten und andere Meeresorganismen mit ihren Weichteilstrukturen fossil überliefert sind. Durch komplizierte Prozesse wurde die organische Substanz in pyrithaltiges Material umgewandelt, welches bei Röntgendurchleuchtung gut sichtbare Strukturen zeichnet.

In wissenschaftlichen Röntgenaufnahmen konnte, neben dem Bewegungsapparat, auch die innere anatomische Organisation der Trilobiten aufgezeigt werden, z.B. die von den Facettenaugen zum Ganglion führenden Nervenbahnen, Muskelfasern, die Verdauungsorgane mit einer in den Vorderdarm einmündenden Drüse aus sich verzweigenden Divertikeln, der sich durch die Axis erstreckende Darm.

Unser Oberflächenpräparat zeigt einen unvollständigen Chotecops sp. in ventraler Ansicht. Am Chephalon sind einige geborstene Schalenteile und das Hypostom sichtbar, am Thorax die seitlichen Pleurenspitzen sowie die Gelenkverdickungen an der Axis (vgl. T.o.M. 11/2006). Bemerkenswert sind die Relikte einiger Schreitbeine, die bis zu den zartgliedrigen "Händchen" erkennbar sind.

Das Röntgenbild offenbart die komplexen Facettenaugen, vor allem links recht deutlich mit den ableitenden Fasern. Rechts kann man drei der Schreitbeine erahnen. Der Trilobit ist am Chephalon ca. 43 mm breit. Ob die linke Thoraxseite mitsamt Pygidium schon bei der Einbettung fehlte, oder aber beim Plattenspalten verlorenging, kann nicht mehr geklärt werden. Die Schieferplatte ist extrem dünn, so daß die Rückseite mit Kunstharz stabilisiert werden mußte. Die professionelle Präparation erfolgte mit scharfen Schabern und Messern sowie mit dem Feinsandstrahlgebläse. Eine noch immer verbreitete schnelle Methode mit rotierenden (Messing-)Bürsten ist abzulehnen, denn dabei werden rasch die präzisen Details zerstört, gleichzeitig verschmiert ein rötlich-goldener Belag die feinen Strukturen der Oberfläche.

Die fossilführenden Schichten sind ausschließlich in industriell genutzten Schiefergruben aufgeschlossen. Leider sind die Betriebe seit einigen Jahren stillgelegt und nicht zugänglich, so daß kein neues Material mehr aus dem Anstehenden gefördert wird. Angesichts einer paläontologischen Fundstelle von Weltgeltung ist dies sehr bedauerlich.

Textbeschreibung: Klaus Bartl