Trilobit des Monats Oktober 2008


Ampyx linleyensis WHITTARD, 1955 (Asaphida, Raphiophoridae)

Mittleres Ordovizium, Llanvirn, Nind Quarry, Shropshire, Großbritannien

Sammlung: Klaus Bartl

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Amypx linleyensis WHITTARD, 1995

Fundort: Mittleres Ordovizium, Llanvirn, Hope Shale, Nind Quarry, Shropshire, Großbritannien
Großbritannien gilt nicht umsonst als das Mutterland der Trilobitenforschung. Durch eine leichte Schräglage der Schichten treten auf der britischen Insel nacheinander die älteren bis jüngeren Gesteine zutage. Das geologische Tagebuch der Erdgeschichte öffnet sich im Westen an der Atlantikküste, dort stehen kambrische Gesteine an, deren Fossilien mitunter von deutlichen tektonischen Verzerrungen und Belastungen gezeichnet sind. Im Grenzgebiet zwischen Wales und England finden sich zahlreiche Aufschlüsse des Ordovizium. Die Silurgesteine von Dudley lieferten die seinerzeit besten und schönsten Trilobiten (Calymene blumenbachii, umgangssprachlich als The Dudley Locust/Dudley Bug bezeichnet), was Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem blühenden Fossilienhandel in alle Welt führte. Das Zeitalter des Devon erhielt seinen Namen nach der Grafschaft Devon. Trotz der umfangreichen Vorkommen sind wirklich vollständig erhaltene Trilobiten leider die Ausnahme. Das gilt auch für diesen Ampyx aus dem Ordovizium. Die lang ausgezogenen Wangenstacheln sind verloren, jedoch der Ansatz des Rostralstachels ist noch vorhanden, was bereits ungewöhnlich ist. Als Besonderheit ist außerdem eine teilweise Schalenerhaltung zu beobachten - die dünne farbige Schicht ist also keineswegs ein Präparationsmangel, sondern ein interessanter fossiler Befund. Zumeist liegen die Trilobiten nämlich in Steinkernerhaltung vor, dabei können Oberflächendetails der Schalen-Ober- und Unterseite ineinandergeprägt und daher gleichzeitig sichtbar sein. Die Hope Shales werden stratigraphisch der Didymograptus artus-Biozone zugerechnet, die Schiefer sind an mehreren Lokalitäten gut aufgeschlossen. Auf reiche und rasche Funde darf man freilich nicht spekulieren - weshalb die Gesteine auch den leicht ironischen Beinamen Hopeless Shales (hoffnungslose Schiefer) tragen. So interessante Versteinerungen wie dieser Trilobit machen verständlich, warum trotz oft enttäuschter Hoffnungen immer wieder aufs neue nach Fossilien weitergesucht wird. Foto+Text: K.Bartl.