Wer nun selbst gerne in das faszinierende Hobby des Trilobiten-Sammelns einsteigen will, der hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder besorgt man sich eine entsprechende Ausrüstung für das Gelände und wird selbst zum "Steineklopfer", oder man geht den Weg eines Kauf-Sammlers und erwirbt seine Fossilien von anderen Sammlern, auf Börsen, bei Fossilien-Verkäufern, im Internet und dort zum Beispiel über Ebay.
Unter den „richtigen“ Sammlern, also unter denen, die ihre Trilobiten selbst finden und wahrscheinlich auch selbst präparieren, hält sich oft das Vorurteil, daß Kauf-Sammler keine „richtigen“ Sammler seien und es sich in der Regel um Leute handele, die von den grundlegenden Dingen wenig oder gar keine Ahnung besäßen. Das mag im Einzelfall vielleicht sogar richtig sein, trifft aber keinesfalls generell zu und sollte niemanden so beeindrucken, daß er sich beim Kauf von Trilobiten unwohl oder gar als Sammler zweiter Klasse fühlt!
Eine Analogie und ein Beispiel sollen genügen, um dieses Vorurteil zu widerlegen: Ein Kunstsammler, der sich auf alte Meister versteht und eine beachtliche Sammlung dieser Schätze sein eigen nennt, würde niemals als „kein richtiger“ Sammler tituliert werden, nur weil er nicht selbst den Pinsel schwingt. Man muß nicht mit eigener Hand eine Leinwand mit Leben erfüllen können um ein Meisterwerk wie Da Vincis Mona Lisa zu würdigen, zu studieren und zu verstehen. Und eine der unter internationalen Trilobitensammlern sicher bekanntesten Figuren, Dr. Sam Gon, der mit Sicherheit mehr über Trilobiten weiß als mancher „Experte“, hat bis zum heutigen Tage keinen einzigen Trilobiten selbst herausgeklopft! Niemand käme auf die Idee ihm deshalb den Rang eines echten Sammlers abzusprechen!
Nun wohnt Dr. Gon auf Hawaii, bekanntlich eine rein vulkanische Inselgruppe, und ist bereits dadurch etwas eingeschränkt was das Sammeln angeht. Ein widriger Umstand, der aber allenthalben in anderer Form ebenfalls gegeben sein kann. Deshalb: Sich seine Trilobitensammlung zusammenzukaufen ist keine Schande, solange man mit Interesse und Wissensdurst herangeht und nicht nur sein Wohnzimmer mit protzigen Vitrinen aufwerten will!
Entscheidet man sich für die erste Möglichkeit, also zur eigenen Suche im Gelände, sollte man neben der richtigen Ausrüstung (dazu gehören anfangs sicher als Minimum ein geeigneter Hammer, - möglichst ein Geologen-Hammer -, eine Schutzbrille, eventuell noch Hacke und Spaten, sowie Verpackungsmaterial für die gefundenen Stücke) vor allem über einige Kenntnisse verfügen, wo überhaupt Trilobiten gefunden werden können und wie es mit der Graberei dort überhaupt aussieht. Man kann nämlich nicht einfach mal gerade losziehen und irgendwo Löcher in den Boden hauen!
In Deutschland stehen viele Fundstellen unter Natur- und Grabungsschutz und dürfen von gewerblichen Suchern oder Hobby-Sammlern nicht angerührt werden (bestes Beispiel: Die berühmten Fundstellen rund um Gerolstein). Setzt man sich darüber hinweg und wird erwischt, können mitunter empfindliche Strafen drohen. Neben diesen wichtigen Informationen tut man zudem gut daran, sich anfangs einem erfahrenen Sammler anzuschließen, der einem die grundlegenden Dinge im Gelände vermitteln kann, die Handhabung der Werkzeuge, das Verpacken der Funde, und sicher auch weiß, wo man noch guten Gewissens graben kann.
Er kann vor allem positiv darauf einwirken, daß der Neuling sein Auge schult und nicht die besten Stücke wegwirft, weil er sie schlicht nicht als Fossilien erkannt hat. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß es anfangs gar nicht so einfach ist, einen Trilobiten im Gestein zu erkennen, solange er nicht gerade mit dem kompletten Köpfchen herauslugt. Auch ökologische Aspekte sollten bei so einer Einführung nicht zu kurz kommen. Viele heute existente Grabungsverbote sind mitunter darauf zurückzuführen, daß Fundstellen von Sammlern regelrecht verwüstet wurden ohne Rücksicht auf die Folgen. Man sollte eine Fundstelle immer so verlassen, daß man guten Gewissens wiederkommen kann!
Nach dem Auffinden will man seine Stücke dann natürlich auch möglichst genau bestimmen. Auch hier kommt neben eigenen Erkenntnissen, die man aus Quellen wie der Fachliteratur oder dem Internet gewinnen kann, der Erfahrung eines altgedienten Feldsammlers erhebliche Bedeutung zu. Er wird die gemachten Funde zumindest annähernd sicher einordnen und notfalls über die entsprechende Literatur verfügen um die Schätze in relativ kurzer Zeit eindeutig bestimmen zu können. Manchmal ist eine sichere Bestimmung aber auch erst nach einer geeigneten Präparation möglich, was den nächsten Schritt darstellt. Zu diesem Thema haben wir bereits auf der entsprechenden Unterseite einige Informationen bereitgestellt.
Man sieht also: Es kann einem Eigensammler nichts besseres passieren, als sein neues Hobby unter sachkundiger Führung anzugehen und das unschätzbare Wissen eines Veteranen im Gelände zu nutzen und von ihm zu lernen.
Entscheidet man sich für die zweite Möglichkeit, also seine Sammlung hauptsächlich durch Käufe zu realisieren, dann gebe ich an dieser Stelle gerne meine Erfahrungen weiter. Es ist nicht ganz einfach, als Novize auf diesem Gebiet Fuß zu fassen, ohne dabei Lehrgeld zahlen zu müssen. Was die Verkäufe von Trilobiten angeht, ist man erst einmal auf die Wahrhaftigkeit der Angaben des Verkäufers angewiesen, solange man noch nicht das Auge dafür hat.
Für meinen ersten Trilobiten habe ich dann auch deutlich zu viel Geld bezahlt, was daran lag, daß mir die Erfahrung und ein Vergleich fehlte. Das Angebot im Internet ist beschränkt, und Informationen darüber, was ein angemessener Preis für ein Stück dieser oder jener Qualität ist, sind spärlich. Zu meinem Glück stieß ich bald auf einen erfahrenen Sammler, der gerade dabei war, seine Interessen anderweitig zu konzentrieren, und von dem ich günstig gut erhaltene Stücke erwerben konnte.
Neben den kommerziellen Angeboten in Fossilgeschäften und auf Börsen sowie den Angeboten kommerzieller Händler im Internet ist Ebay bisweilen ein interessanter Weg. Allerdings sind die Beschreibungen dort noch mehr mit Vorsicht zu genießen, oft sind die Bestimmungen schlicht falsch, das angegebene Alter irrational, die gezeigten Bilder oft undeutlich oder nicht geeignet, über die Authentizität eines Stückes ein Urteil zu fällen. Neben offensichtlichen Fälschungen (speziell bei Trilobiten aus Marokko) und überteuertem „Trilotrash“, also miserabelst „präparierten“ Fossilien, werden dort auch großflächig ergänzte Stücke angeboten. Das soll nicht heißen, daß man auf Ebay gar keine guten Präparate erwerben kann, aber wenn man dort einkauft, sollte man auf jeden Fall bei Warenerhalt das Stück auf Echtheit prüfen.
Neben der unbezahlbaren Erfahrung kommt bei der Ermittlung von Fälschungen oder Manipulationen recht einfachen Hilfsmitteln Bedeutung zu. Wenn man ernsthaft sammeln will, sollte man sich eine Einschlaglupe mit 10- bis 20-facher Vergrößerung und eine UV-Lampe zulegen, wie sie des öfteren in Geldscheinprüfern zum Einsatz kommt (langwelliges UV, auch "Schwarzlicht" genannt). Beides ist für relativ wenig Geld im Fachhandel zu haben. Allerdings sind gerade bei UV-Lampen den Preisen nach oben kaum Grenzen gesetzt. Geräte, die lang- und kurzwelliges UV-Licht einsetzen, können dann schon mal einen dreistelligen Betrag oder mehr kosten. Aber Vorsicht! - kurzwelliges UV-Licht sollte niemals ohne Schutzbrille angewandt werden, da es die Augen auf Dauer schädigen kann.
Mit der Lupe kommt man durch Betrachtung der Oberfläche eines Fossils einer Fälschung relativ schnell auf die Spur. Unverfälschte Trilobitenpanzer weisen gattungs- oder arttypische Strukturen auf, echte Trilobitenaugen, insoweit vorhanden und einigermaßen gut erhalten, sind unter Vergrößerung an ihren Einzellinsen durchaus erkennbar. Kleine Löcher in der Gesteinsmatrix deuten hingegen auf „gegossene“ Stücke aus Steinpulver und Kunstharzen hin (entstanden durch aufsteigende Luftblasen während des Aushärtens).
Die UV-Lampe kommt bestimmten Klebstoffen auf die Spur und erkennt mit bloßem Auge nicht sichtbare Unterschiede in der Oberfläche sowohl des Trilobiten als auch der Gesteinsmatrix. Speziell bei russischen Präparaten aus den Fundstellen rund um St. Petersburg leuchten ergänzte Stellen - zumindest bislang - unter UV-Licht in einem hübschen, grünlichen Neon. Es ist interessant, was eine UV-Lampe so alles zu Tage fördert, nicht nur bei Trilobiten!
Trotz aller Hilfsmittel kann es dennoch vorkommen, daß man einer Fälschung oder einer Manipulation aufsitzt, denn auch diese sind von unterschiedlicher „Qualität“. Es gibt wahre Meister in der Herstellung täuschend echter „Trilobiten“. Dabei handelt es sich zumeist um seltenere und damit gewinnversprechendere Arten, es gibt aber auch Fälschungen recht gewöhnlicher Dreilapper. Eine nicht anschlagende UV-Lampe beweist ebensowenig die 100%ige Echtheit eines Stücks wie seine Falschheit (Klebstoffe werden oft auch ganz legitim eingesetzt, z. B. zur Fixierung abgesprungener Schalenteile, was keine Fälschung, ja nicht einmal eine Verfälschung darstellt; bestimmte Kunststoffe leuchten unter UV überhaupt nicht; formergänzte Stücke sind nicht automatisch mit böser Absicht „repariert“). Es kommt vielmehr darauf an, die gewonnenen Informationen richtig zu interpretieren!
Letztlich gibt es keinen besseren Schutz vor Fälschungen als die eigene Erfahrung und ein geschultes Auge. Regelmäßige Besuche auf Mineralien- und Fossilienmessen in Begleitung eines Fachmanns oder erfahrenen Sammlers sind der beste Weg, sich diese Fähigkeiten anzueignen. Mehr zu Fälschungen auch hier!
Auf welchem Wege man sich seine Trilobiten auch zulegt, eine Sammlung bedarf der Pflege, sowohl was die Aufbewahrung als auch die Organisation angeht. Man kann seine Trilobiten auf einem Regal oder in einer (am besten staubdichten) Vitrine plazieren oder man verstaut sie in speziellen Schränken mit Schubladensystemen, das letztere kommt aber wohl nur für langjährige Sammler mit großen Beständen in Betracht. Bei wertvolleren und/oder zerbrechlichen Stücken sollte man zudem in Erwägung ziehen, diese in speziellen Systemkästchen aus Kunststoff mit transparenter Haube unterzubringen, das erspart einem manche unnötige Aufregung, besonders bei Besuchen Fachunkundiger, die das Fossil gerne „mal anfassen“ wollen. Schon mancher Stachel wurde dadurch gerettet. Die Trilobiten können dabei mittels eines geeigneten, dauerelastischen Befestigungskitts, wie er im Fachhandel für wenig Geld erhältlich ist, sicher fixiert werden. Klebt man außen dann noch einen kleinen Streifen transparenten Klebefilms auf die gegenüberliegenden Übergänge zwischen Kästchen und Haube kann dem guten Stück nicht mehr viel passieren.
Zu dem Kitt muß allerdings gesagt werden, daß er in unterschiedlichen Qualitäten zu haben ist und man sollte hier nicht am falschen Ende sparen. Am besten ist eine nicht-fettende, dauerelastische Masse. Doch selbst die sollte man nach einigen Jährchen auf ihren Zustand hin überprüfen. Schon mancher "dauerelastische" Kitt hat sich nach fünf Jahren als härter als die Matrix erwiesen, auf der er angebracht war, so daß er nicht mehr ohne verlustreiche Gewalt entfernt werden konnte. Zudem zeigen manche Kitte über die Jahre einen unschönen Vergilbungseffekt. Die Systemkästchen gibt es von namhaften Herstellern in unterschiedlichen Größen, so daß man auch etwas massivere Stücke darin unterbringen kann.
Noch ein Tip aus eigener Erfahrung: Falls man seine guten Stücke des öfteren in die Hand zu nehmen beabsichtigt, sollte man - speziell bei hochwertigen Stücken und solchen mit geschliffener Umgebungsmatrix - unbedingt den direkten Kontakt zwischen Fingern und Präparat vermeiden. Was für den Montagekitt gilt, gilt auch für die menschliche Haut: Fett wird gerade von bearbeiteter Matrix bisweilen wie ein Schwamm aufgesogen, und hinterläßt auf dem Präparat Flecken. Hier empfiehlt sich die Benutzung von ungepuderten Hygienehandschuhen aus Kautschuk oder, noch besser, von speziellen Baumwollhandschuhen wie sie auch bei Bibliothekaren in Verwendung sind, die mit alten, wertvollen Büchern umgehen.
Was die Organisation der Sammlung angeht, empfiehlt sich bei ernsthaften Sammlern eine duale Vorgehensweise. Neben den immer noch beliebten Kärtchen, auf denen alle Detailangaben untergebracht sind, bietet sich in Zeiten des Heim-PC natürlich eine Verwaltung mittels EDV an. Dazu stehen verschiedene kleine Programme zu Verfügung, z. B. TriloBase von Danny Alexandre, das neben den notwendigen Daten auch ein Bild des jeweiligen Stücks mit archivieren kann. Eine dritte Möglichkeit ist das Beschriften des Fossils selbst, am besten auf der Unterseite der Matrix. Hier kann man mittels einer Korrekturflüssigkeit wie TippEx® einen weißen Film auftragen, auf dem man dann mit einem geeigneten Stift eine Nummerierung durchführen kann, die mit einem Sammlungsbuch korrespondiert.
Wie auch immer man seine Sammlung verwaltet, man selbst und jeder andere Person sollte jederzeit in der Lage sein ein bestimmtes Fossil schnell und sicher zu identifizieren und Angaben zu Fundort, etc., vorrätig zu finden. Wer schon einmal eine ursprünglich nur mit Kärtchen verwaltete Sammlung aus einer Erbschaft übernommen hat, in der die Erben wild herumgewühlt haben bevor sie die „wertlosen Steine“ abtreten, der weiß wovon ich spreche. <g>. Eine Kombination aus Verwaltung mittels EDV und einem Sammlungsbuch ist sicherlich die beste Lösung, auch wenn sie etwas zeitaufwendiger ist.
Nun, ich hoffe wir konnten auf dieser Seite einige Tips geben, die einem Anfänger von Nutzen sein werden. In diesem Sinne ... gute Jagd!
Letzte Aktualisierung:
Donnerstag, 31.01.2019 14:27