Wer kennt sie nicht, die auffälligen, spektakulären Vertreter der Ordnung Lichida, wie Leonaspis, Ceratarges oder den widderhörnigen Dicranurus, der eher wie ein Wesen von einem anderen Stern wirkt, als ein Geschöpf, das einst in den urzeitlichen Meeren des Planeten Erde lebte. Vom Kambrium bis ins Devon entwickelten sich in dieser Ordnung die morphologisch wohl interessantesten aller Trilobiten. Leider ist die Präparation entsprechend aufwendig und gute Stücke sind selten günstig zu haben. Alle Bilder © 2004 Trilobita.de Ordnung LICHIDA MOORE, 1959 | | Leonaspis sp. Fundort: Umgebung von Alnif, östlicher Anti-Atlas, Marokko, Devon Der erste Lichide in meiner Sammlung und gleich ein kleines Juwel; nur ca. 1,3 cm lang und fast ebenso breit ist dieser Leonaspis sp. aus dem Devon von Marokko. Er thront auf einem beinahe runden Gesteinssockel und wurde manuell mit der Nadel präpariert. An dem Stück wurde nichts ergänzt oder restauriert. | | Miraspis mira (BARRANDE, 1846) Fundort: Lodenice, Monograptus flexilis-Zone, Tschechei, Mittleres Silur Wie viele seiner engeren Verwandten zeichnet sich Miraspis mira aus dem Barrandium von Böhmen durch eine extreme Bestachelung aus. Hinzu kommen periskopartige Augen, die leider nicht erhalten geblieben sind. Zusammen mit dem ansonsten recht flachen Körperbau weist dies auf einen benthisch oder epibenthisch lebenden Trilobiten hin. | | Kettneraspis sp. cf. issoumourensis (ALBERTI, 1970) Fundort: Umgebung von Alnif, östlicher Anti-Atlas, Marokko, Devon Immerhin gute 3 cm lang ist dieser, mit freistehenden Freiwangen präparierte Lichide aus Marokko, den ich auf der letzten GeoFa in München (2004) erwerben konnte. Geringfügige Ergänzungen am Cephalon sind vorhanden. Leider wurden die Pygidialstacheln offenbar auf einer Höhe waagerecht gekappt. Die Identifizierung als Kettneraspis war dennoch nicht schwer. :-) | | Selenopeltis sp.
Fundort: östlich Erfoud, Anti-Atlas, Marokko, Ordovizium Bei Trilobiten der Gattung Selenopeltis aus Marokko denkt man in der Regel an relativ große Exemplare in der bräunlichen, typisch ordovizischen Erhaltung. Hier haben wir aber einen gerade mal 2,5 cm kleinen Kerl vor uns (ohne Bestachelung), der dazu noch einen Großteil seiner Schale bewahrt hat, auch wenn beide Freiwangen leider verlorengegangen sind. Sieht man auch nicht alle Tage! ;-) | | Acanthalomina minuta (BARRANDE, 1846) Fundort: Kosov, Kopanina-Formation, Encrinuraspis beaumonti-Zone, Tschechei, Silur Mit gerade einmal 5 mm Länge haben wir ein etwas unterdurchschnittlich großes Exemplar dieses stratigraphisch jedoch wichtigen Trilobiten vor uns. Er tritt lokal bisweilen in Massen zusammen mit Überresten des Trilobiten Otarion diffractum ZENKER auf, z. B. bei Kosov nahe Beroun und den Amerika Quarries nahe Karlstein im Barrandium der Tschechei. Wie bei vielen Lichiden hat auch dieser ein ziemlich stacheliges Aussehen. :-) | | Leonaspis sp. Fundort: Jbel Issoumour?, nahe Fezzou, Ma'der, Marokko, Unterdevon Dieser nur ca. 13 mm kleine "Piraten-Trilobit" (ihm fehlt nämlich das linke Auge <g>) zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Ausformung des Pygidiums aus, zu der wir bislang kaum Vergleichsstücke im Internet finden konnten. Es ist anzunehmen, daß es sich um eine gegenwärtig noch nicht formell beschriebene Spezies handelt, die noch einer Beschreibung harrt. In jedem Falle eine schöne Bereicherung für diese Ordnung, die momentan leider noch etwas unterrepräsentiert ist - kein Wunder, bei den Preisen! ;-) | |
?Kettneraspis sp.
Fundort: Ouihlane, Region de Meknes, Tafilalt, Marokko, Devon Ein ungewöhnliches Fundstück aus dem Unteren Eifelium von Marokko: Die rötliche Färbung dieses Trilobiten ist womöglich auf hohe Konzentrationen von Eisen, Mangan und Strontium zurückzuführen, die im Umgebungsgestein gefunden wurden. Die Matrix besteht aus sehr weichem, feinkörnigen Material. Eine weitere Besonderheit: Bei frisch aufgeschlagenem Material aus diesen Fundstellen zeigt sich diese rötliche Farbe, verwitterte Funde zeigen die Trilobiten hingegen in einer weißlichen Färbung. |
| Odontopleura ovata EMMRICH, 1839 Fundort: Lodenice-Cernidla, Liten Formation, Motol-Schichten, Testograptus testis-Zone, Wenlock, unteres Silur Ein ca. 0,7 cm großes Belegstück dieses oft auch als O. prevosti bezeichneten Lichiden aus der Tschechei, das ich von Pavel Silhavy geschenkt bekommen habe. Ein Steinkern mit anhaftenden Resten des mineralisierten Exoskeletts. Große Stücke in guter Erhaltung sind leider allzu teuer, was die Wertigkeit dieses Fossils aber wie immer keinesfalls herabsetzt. | | Kettneraspis angelini PRANTL & PRIBYL, 1949
Fundort: Insel Gotland, Schweden, Wenlock, Silur Dieser ca. 1,7 cm lange Trilobit aus der Familie der Odontopleuridae wurde mir von Dieter Holland überlassen, der ihn vor Jahren von der schwedischen Insel Gotland mitbrachte, wo er ihn auch selbst fand. Die Rückseite der Matrix besteht aus einer einzigen Ansammlung von Überresten von Schnecken, Brachiopoden und anderem Meeresgetier, das im Silur dieses Habitat bevölkerte. Ein sehr netter Trilobit in einer vorzüglichen Präparation. |
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Selenopeltis sp. (Trilobit jetzt in der Sammlung Klaus Bartl, Aschaffenburg)
Fundort: östlich Erfoud, Anti-Atlas, Marokko, Ordovizium
Auf der GeoFa 2007 in München gab es für Trilobitenliebhaber mit Ausnahme einiger Schmankerl nicht viel zu holen, jedenfalls nicht im Bereich höherer Qualität. Um diesen Trilobiten zu bekommen, musste ich leider ein ganzes Handstück mit zwei weiteren Trilobiten (ein weiterer, aufgesetzter Selenopeltis sowie ein authentischer, nicht aufgesetzter Dalmanitid) erwerben, natürlich zu einem höheren Preis als für dieses Individuum notwendig gewesen wäre. Naja, was tut man nicht alles für ein einigermaßen akzeptables Stück.
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* Moore, R.C. 1959. Order Lichida. in: Moore, R.C., ed. 1959. Treatise on Invertebrate Paleontology, Part O, Arthropoda 1. Geological Society of America & University of Kansas Press. Lawrence, Kansas & Boulder, Colorado. xix + 560 pp., 415 figs. Letzte Aktualisierung:
Donnerstag, 31.01.2019 12:09
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