Vielfalt in Größe und FormAuf dieser Seite werden die neun gegenwärtig allgemein anerkannten Ordnungen der Trilobiten vorgestellt und beschrieben. Mein Dank gebührt wiederum Dr. Sam Gon III für seine freundliche Überlassung der von ihm erstellten schematischen Darstellungen. Dr. Gon hat mit seiner Website wesentlichen Anteil am wachsenden Interesse an den faszinierenden Bewohnern des Erdaltertums. Ebenso gebührt mein Dank PaleoDirect für die Überlassung einiger Photos.
Anmerkung (Sept. 2007): Es sind momentan Bestrebungen im Gange die Ordnung der Lichida, die MOORE 1959 aufgestellt hat, aufzuteilen und eine neue Ordnung Odontopleurida mit den Superfamilien Odontopleuroidea und Dameselloidea zu schaffen. Dabei blieben die Lichoidea als einzige Superfamilie innerhalb der Ordnung Lichida zurück. Dies wird mit verschiedenen Argumenten begründet, denen wir teilweise folgen können, eine detaillierte Ausführung der vorgetragenen Bedenken würde hier aber zu weit führen. In der Literatur wurde von einigen Wissenschaftlern diese Neuordnung bereits aufgegriffen. Es bleibt abzuwarten, ob hier die "normative Kraft des Faktischen" zum Zuge kommt. Bis es soweit ist, bleiben wir hier bei der alten Klassifizierung, wie sie auch noch in der Treatise von 1997 angewandt wurde.
Ordnung AGNOSTIDA SALTER, 1864 Allgemeines: Kleine bis sehr kleine Trilobiten von meist nur wenigen Millimetern Länge, mit in der Form sehr ähnlichem Cephalon und Pygidium, typischerweise oft eingerollt. Cephalon: Der Kopfschild ist in der Regel beinahe kreisrund angelegt und entspricht in Form und Größe oft dem Schwanzschild, so daß man auf den ersten Blick nicht immer direkt sieht, was man vor sich hat, den Kopf oder den Schwanz. Oft keine Häutungsnähte erkennbar, meistens augenlos. Thorax: Entweder zwei (Unterordnung Agnostina) oder drei (Eodiscina) Segmente. Pygidium: In Form und Größe sehr nahe am Kopfschild orientiert. Vorkommen: Unteres Kambrium bis Oberes Ordovizium. Unterordnungen: Agnostina und Eodiscina. Zeichnung: Agnostus, Foto: Phalagnostus All line drawings on this page ©1999, 2000 by S. M. Gon III | Ordnung REDLICHIIDA RICHTER, 1932Allgemeines: Frühe Trilobiten mit zahlreichen, in Pleuralstacheln auslaufenden Thoraxsegmenten. Cephalon: Groß und halbrund, die Glabella typischerweise lang und segmentiert, in der Regel mit Wangenstacheln. Typisch sind ebenso recht große, halbmondförmige Augen. Thorax: Zahlreiche (bis zu mehr als 60!) Segmente. Diese Pleuren enden für gewöhnlich in Pleuralstacheln. Pygidium: In der Regel sehr kleines Pygidium, bisweilen nur aus einem oder sehr wenigen Segmenten bestehend. Vorkommen: Unteres Kambrium bis Mittleres Kambrium Unterordnungen: Olenellina und Redlichiina. Zeichnung: Paradoxides, Foto: Paradoxides All line drawings on this page ©1999, 2000 by S. M. Gon III | Ordnung CORYNEXOCHIDA KOBAYASHI, 1935Cephalon: Verlängerte Glabella mit oft konkaven Seiten (stößelförmig), für gewöhnlich gut ausgebildete Augen. Thorax: Besteht regelmäßig aus sieben oder acht Segmenten, obwohl es in der Ordnung auch seltene Variationen zwischen nur 2 und bis zu mehr als 12 Segmenten gibt. Die Pleuren enden häufig in Pleuralstacheln. Pygidium: für gewöhnlich groß oder halbgroß, in der Form vielfältig, bei einigen Spezies mit Stachelfortsätzen. Vorkommen: Unteres Kambrium bis Mitteldevon Unterordnungen: Corynexochina, Illaenina, Leisotegiina Zeichnung: Polypleuraspis, Foto: Bumastus All line drawings on this page ©1999, 2000 by S. M. Gon III © All images on this page courtesy of PaleoDirect | Ordnung LICHIDA MOORE, 1959Allgemeines: Für gewöhnlich stachelige Trilobiten mit dicht granulierten oder tuberkulierten Panzern. Cephalon: Große, breite und bis an den Cephalonsaum reichende Glabella mit einfacher bis hin zu komplexer Segmentierung. Augen für gewöhnlich vorhanden und holochroal, jedoch nicht sehr groß. Thorax: Variabel, zwischen acht und dreizehn Segmenten mit kurzen Pleuralstacheln, bei einigen Arten jedoch auch extrem ausgebildet (z. B. bei Odontopleuroidea). Pygidium: In Größe dem Cephalon nahe kommend oder übergroß, oft mit beidseitig drei Pleuralrippen, für gewöhnlich in Stacheln auslaufend. Vorkommen: Kambrium bis Devon Unterordnungen: Keine, dafür Superfamilien Lichoidea, Odontopleuroidea, Dameselloidea. Zeichnung: Dicranopeltis Foto: Dicranurus All line drawings on this page ©1999, 2000 by S. M. Gon III © All images on this page courtesy of PaleoDirect | Ordnung PHACOPIDA SALTER, 1864Allgemeines: Große und vielfältige Gruppe verwandter Unterordnungen. Cephalon: Präglabellares Feld oft sehr kurz oder gänzlich fehlend; vier oder weniger Glabellarfurchen; Augen, insofern vorhanden, schizochroal (Phacopina) oder holochroal (Cheirurina und Calymenina). Thorax: Zwischen acht und neunzehn Segmenten, manchmal ausgeprägt gefurcht mit zum Teil sehr breiter Axis. Pygidium: Typischerweise klein (bei den meisten Calymenina und Phacopina) aber variierend. Sonstiges: Alle Unterordnungen besitzen eine ähnliche Entwicklung zum erwachsenen Tier. Diese Art der Ontogenese ist einer der Gründe die Calymeninas Verwandschaft mit anderen Phacopiden nahelegt. Vorkommen: Unteres Ordovizium bis Oberes Devon. Unterordnungen: Calymenina, Phacopina, Cheirurina. Zeichnung:: Phacops, Foto: Drotops megalomanicus All line drawings on this page ©1999, 2000 by S. M. Gon III | Ordnung ASAPHIDA FORTEY & CHATTERTON, 1988Allgemeines: Eine große und morphologisch sehr divergente Ordung der Trilobita. Sie umfaßt beinahe 20 % aller Spezies der Trilobiten. Cephalon: Meist so groß oder fast so groß wie das Pygidium, äußerlich relativ glatt mit kaum sichtbaren Furchen, für gewöhnlich große Augen, jedoch einige Arten sekundär blind. Thorax: Typischerweise zwischen fünf und zwölf Segmenten, einige Spezies jedoch weniger oder mehr. Pygidium: Fast so groß, genauso groß oder größer als der Kopfschild. Vorkommen: Grenze vom Mittleren / Oberen Kambrium bis zum Oberen Ordovizium / Unterem Silur. Unterordnungen: Keine, dafür Superfamilien Anomocaroidea, Asaphoidea, Dikelokephaloidea, Remopleuridoidea, Cyclopygoidea, Trinucleioidea. Zeichnung:: Asaphus, Foto: Asaphus lepidurus All line drawings on this page ©1999, 2000 by S. M. Gon III | Ordnung PROETIDA FORTEY & OWENS, 1975Allgemeines: Für gewöhnlich kleine Trilobiten, vor einiger Zeit von der Ordnung Ptychopariida abgespalten. Cephalon: Große Glabella, für gewöhnlich sich nach vorne verjüngend mit vier Glabellarfurchen; Augen für gewöhnlich vorhanden, holochroal und recht groß und konvex; typisch sind auch Wangenstacheln. Thorax: Zwischen acht und zweiundzwanzig Segmente (typisch sind allerdings acht) Pygidium: Sehr klein bis nahe an die Größe des Cephalons, oft ohne Stacheln, und zumeist mit vier bis zehn oder mehr Pleuralfurchen. Vorkommen: Ordovizium bis Perm Unterordnungen: Keine, dafür Superfamilien Proetoidea, Aulacopleuroidea, Bathyuroidea. Zeichnung: Cyphoproetus Foto: Proetus All line drawings on this page ©1999, 2000 by S. M. Gon III © All images on this page courtesy of PaleoDirect | Ordnung HARPETIDA EBACH & McNAMARA, 2002Allgemeines: Vor einiger Zeit von der Ordnung der Ptychopariida abgespalten, sehr einfach zu identifizieren am extrem großen Cephalonsaum. Cephalon: Halbrund bis oval, weit nach hinten reichend und in breiten Wangenstacheln auslaufend; konvexe Glabella, die sich nach vorne verjüngt; großes präglabellares Feld; Augen auf Tuberkelgröße verkleinert, zentral auf den Wangen positioniert. Thorax: Mit zwölf oder häufig auch mehr Segmenten; Axis mit breiten Furchen. Pygidium: sich verjüngend bis kurz. Familien: Entomaspididae, Harpetidae, Harpididae. Vorkommen: Oberes Kambrium bis spätes Devon. Zeichnung: Harpes Foto: Aristoharpes All line drawings on this page ©1999, 2000 by S. M. Gon III © All images on this page courtesy of PaleoDirect | Ordnung PTYCHOPARIIDA SWINNERTON, 1915Allgemeines: Große, heterogene Ordnung mit problematischer Klassifizierung, auch aufgrund spezialisierter "Ausreißer" die schwer einzuordnen sind. Cephalon: Sich leicht nach vorn verjüngend, einfach aufgebaut mit breiter, runder Vorderseite und gewöhnlich drei Paaren parallel verlaufender Glabellarfurchen. Thorax: Für gewöhnlich großer Thorax mit acht oder auch mehr Segmenten. Pygidium: Sehr variabel in Form und Größe, für gewöhnlich jedoch ein kleines Pygidium mit Saum während des Kambriums oder ein größeres Pygidium mit oder ohne Saum im Nach-Kambrium. Vorkommen: Unteres Kambrium bis Oberes Ordovizium. Unterordnungen: Ptychopariina, Olenina Abbildung: Elrathia, Foto: Elrathia kingii All line drawings on this page ©1999, 2000 by S. M. Gon III | Lassen Sie sich durch die Abbildungen nicht täuschen! Innerhalb einer einzigen Ordnung haben verschiedene Unterordnungen, Superfamilien, Familien und Spezies auf den ersten Blick ein gänzlich unterschiedliches Aussehen. Würden Sie auf den ersten Blick glauben, daß der nachfolgend abgebildete Trilobit in die Ordnung Lichida gehört? ;-) Ceratarges aus Marokko © All images on this page courtesy of PaleoDirect
Letzte Aktualisierung:
Donnerstag 31.01.2019 14:33
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