Trilobiten kommen ans Licht ...Wenn man sich gute, saubere Präparate anschaut, fragt man sich unwillkürlich, wie es möglich ist, Fossilien in dieser Art und Weise freizulegen, ohne dabei größere Schäden anzurichten. Schließlich stecken die Überreste unserer paläozoischen Freunde ja nicht in einem Stück vertrocknetem Käse, sondern in bisweilen sehr hartem Sedimentgestein. Und finden tut man Trilobiten ja meistens dadurch, daß man sie erst einmal kaputt macht, während man das Gestein aufschlägt. Entweder hat man das Fossil in irgendeiner Form der Länge oder Breite nach gespalten, oder man hat das manchmal zweifelhafte Glück, daß sich das geschwächte Gestein direkt über dem Fossil teilt. Teilweise ist der Trilobitenpanzer dann nämlich nicht vollständig in einem Stück erhalten sondern bruchstückhaft über Positiv und Negativ verteilt, so daß man das aufgeschlagene Gestein aufwendig wieder zusammensetzen (kleben) muß, um sich dann von geeigneter Seite vorsichtig vorzuarbeiten. Um eine solche Arbeit erfolgreich durchführen zu können, bedarf es nicht nur einer ausgesprochenen, handwerklichen Geschicklichkeit und Geduld, sondern auch umfangreicher Kenntnisse der Morphologie der Trilobiten. Die Techniken, diese fossilen Hinterlassenschaften so zerstörungsfrei wie möglich freizulegen, sind vielfältig. Neben der gänzlich manuellen Präparation mit Skalpellen, Sticheln und Stahlnadeln, bei der die Matrix in Feinarbeit Stück für Stück durch entsprechenden Druck weggesprengt wird, werden zur großflächigen Vorbehandlung Fräsen und Druckluftmeissel eingesetzt, die die Arbeit bereits um einiges erleichtern. Zunehmender Beliebtheit erfreut sich allerdings auch die Strahltechnik. Dies insbesondere, weil bei Auswahl des richtigen Strahlmittels (eine Kunst für sich) auch sehr feine und grazile Teile eines Trilobitenpanzers sauber herauspräpariert werden können, die bei manueller Bearbeitung des Gesteins kaum eine Chance hätten die Prozedur unbeschadet zu überstehen. Wie bereits angedeutet, erfordert dies jedoch eine ideale Abstimmung zwischen der Härte des fossilierten Panzers, des Gesteins und der Aggressivität des Strahlmittels, da man ansonsten riskiert, die Oberfläche des Trilobitenpanzers über Gebühr zu beeinträchtigen. Gute Beispiele für solche Fehler sind die häufig und günstig angebotenen Asaphiden aus Russland, deren Panzer zumeist kaum noch etwas von den ursprünglich deutlich sichtbaren Terassenlinien aufweisen. Das mag für den Massenverkauf gerade noch angehen, für mehr wissenschaftliche Zwecke sind solche glattgestrahlten Exemplare jedoch wertlos. Das Strahlen ist daher letztlich eine ebenso heikle Angelegenheit wie das Präparieren mit der Nadel, denn auch das hat seine Tücken und Nebenwirkungen (z. B. die sich meist weißlich darstellenden "Nadeltreffer" auf dem Trilobitenpanzer). Hinzu kommt, daß eine gute Strahlausrüstung nicht billig ist. Bei der Nadelpräparation ist entscheidend, daß sich das Sediment vom Panzer löst und der Trilobit nicht allzuviele Stacheln aufweist, die in den freien Raum hineinragen. Außerdem handelt es sich bei dieser Art der Präparation um Feinarbeit. Die groben, vorbereitenden Arbeiten mit einem Druckluftmeissel müssen vorweglaufen. Gearbeitet wird unter einem Stereoskop mit entsprechend guter Beleuchtung. Auch die Auswahl des richtigen Stichels ist wichtig: Bild 1: Billiger, beinahe unbrauchbarer Stichel, wie er zuweilen auf Börsen angeboten wird. Mit zwei Fingern Arbeitsdruck zu erzeugen und gleichzeitig die Spitze gezielt zu führen ohne das Fossil zu verletzen, erweist sich oft als unmöglich. Bild 2: Relativ kurzer Stichel Marke Eigenbau, von Dieter Holland aus PKW-Stromprüfern entwickelt. Ein handliches Gerät; mit den Fingern wird die Spitze nur geführt und der Arbeitsdruck mit der Maus erzeugt. Stundenlanges, ermüdungsfreies Arbeiten ist möglich. Als Stahlspitzen werden zwei unterschiedlich starke Stahlnadeln (Tapezierleisten-Nadeln bzw. Panelen-Stahlnägel ohne Kopf) verwendet. Die Nadeln sind auf zwei unterschiedliche Weisen angeschliffen: Als normale Spitze ( Bild 3), zum anderen wird vorn eine Fläche geschliffen ( Bild 2). Mit der flächig geschliffenen Nadel lässt sich die Matrix um den Trilobiten herum gut bearbeiten. Ansonsten muß man immer wieder testen, welcher Nadeltyp sich momentan besser zum Abtragen des Sediments eignet. Die Standzeiten der Nadeln sind meist nicht allzu hoch; sie müssen ständig nachgeschliffen werden. Da man, insofern man nicht selbst präpariert oder Einblick in eine entsprechende Werkstatt hat, zumeist nur die fertigen Präparate zu Gesicht bekommt, zeigen wir auf dieser Seite ein paar Stücke in verschiedenen Stadien der Präparation sowie das "Endprodukt". Dies mag zum einen dazu dienen, den Arbeitsaufwand einer guten Präparation ins rechte Licht zu rücken (und damit auch die Angemessenheit der Preise), andererseits aber auch dazu, jenen eine Vorstellung zu geben, die einfach nicht glauben können, daß nach vielen hundert Millionen Jahren etwas so "frisch" wirken kann, daß man als Unwissender unwillkürlich Zweifel an der Authentizität solcher Präparate bekommt. Nachtrag: Die Diskussionen zwischen Präparatoren und Sammlern über die Legitimität gewisser Manipulationen am Präparat (jede Präparation ist per definitionem auch Manipulation) gehen unvermindert weiter. In diesem Zusammenhang hat Udo Resch, der selbst auf hohem Niveau präpariert, den Vorschlag gemacht Präparate mit gewissen Gütesiegeln zu versehen die das Maß an Authentizität deutlich und für alle erkennbar belegen. Da wir hier nicht von Fälschungen im eigentlichen Sinne reden, habe ich mich entschlossen diesen Vorschlag auf dieser Unterseite aufzugreifen. Udo Resch hat in zwei Postings im Forum Abstufungen vorgeschlagen, Klaus Bartl hat diese noch weiter verfeinert und wir haben eine "Ampel" aufgestellt, die man in Zukunft unter Präparatoren als "Quality Label" nutzen könnte: Stufe | Beschreibung | natural / naturbelassen | naturbelassene, lediglich konservatorischen Maßnahmen (z. B. Verstärkungen bei dünner Matrix ) unterzogene Funde ohne Zusatzstoffe oder Einlaßmittel, originaler Naturstein | enhanced / veredelt | eine reine Oberflächenveredelung, so z. B. Fluatieren oder leichtes Einfärben oder Bleichen bei kontrastarmen Stücken | restored / restauriert | Restaurierungen in geringem Umfang, beispielsweise das Abgießen von ursprünglich vorhanden gewesenen Schalenteilen | reassembled / reartikuliert | das korrekte Zusammenmontieren von leicht disartikulierten Trilobiten unter Dokumentation des eigentlichen Fundzustandes | reconstructed / rekonstruiert | Rekonstruktionen, das Hinzufügen von auch fossil nicht überliefert vorhandenen Teilen (z. B. das "Ceratarges-Problem": Eigentlich fehlt fast immer eine Wange). Wie genau fehlende Teile farblich angepaßt werden, ist immer dem Präparator überlassen. | designed / manipuliert | das verfremden von Fossilien durch verdeckende Übermalungen oder Beschichtungen (z.B. die berüchtigten "gepampten" marokkanischen Präparate | composed / montiert | das Zusammensetzen eines Präparats aus mehreren Individuen oder ein Arrangement von Fossilien, die ursprünglich nicht zusammen gehört haben | cast / abgegossen | hierbei handelt es sich um einen Abguss. Für die wissenschaftliche Arbeit werden bisweilen Latex-Abgüsse hergestellt. Ein Abguß an sich ist daher neutral zu werten. Nur wenn er nicht als solcher gehandelt wird, handelt es sich um eine Fälschung und somit um Betrug. |
Sicherlich wäre es ein unglaublicher Fortschritt, wenn sich unter den Präparatoren ein derartiges "Gentlemen-Agreement" durchsetzen ließe, das nicht nur all denen zum Vorteil gereichen würde, die Fossilien präparieren, sondern auch allen Sammlern und dem Ruf des gesamten Fossilienhandels. Mein Dank an dieser Stelle an Udo Resch und Klaus Bartl für diesen konstruktiven Vorschlag.
Letzte Aktualisierung:
Donnerstag, 31.01.2019 14:34
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